Dienstag, 19. September 2017

Tardajos nach Castrojeriz

Tag 13 (31km)


Gestern war überhaupt kein guter Tag und gestern Abend haben mir beide Füße sehr weh getan, außerdem hat sich mein schlimmer Zeh gestern weiter verschlechtert, da er wohl nicht richtig abgeklebt war. Wie bereits erwähnt hatte ich die Nacht zuvor kaum geschlafen und der Weg gestern durch die Stadt war ausschließlich Asphalt, Pflastersteine und harter Untergrund.
La Fabrica
Mir kamen zum ersten Mal Gedanken in den Kopf in Richtung aufhören, abbrechen und nicht weiterlaufen. Aber heute Nacht habe ich gut geschlafen und beim Aufwachen fühlen sich die Füße und Beine wieder ganz gut an. Also Kopf hoch und weiter. Ich achte extra gut auf das Versorgen meiner Füße und das Abkleben und ziehe den morgendlichen Prozess durch. Auch hier ein "Self-Service" Frühstück, aber mit funktionierender Kaffeemaschine und reichhaltigem Angebot, heute fängt viel besser an ... Die Sonne geht gerade auf als ich langsam losgehe und die ersten Kilometer genau auf meine Füße "höre". Die nächsten Orte auf dem Weg sind Rabe de las Calzadas (2,4km) und Hormillos del Camino (7,9km), die insgesamt 10,3km laufe ich, nicht all zu schnell, ohne größere Pause durch. Hier beginnt die Meseta, eine Hochebene, die kaum von Bäumen bewachsen ist. Meseta geht dabei auf das spanische Wort mesa zurück, was soviel heisst wie Tisch, Platte oder Ebene.
Mesata (blick zurück)
Der Weg ist zunächst einige Kilometer langsam ansteigend und bequem zu laufen. Oben angekommen geht es vorbei an einem Brunnen eben weiter, schön zu laufen da das Wetter und vorallem die Temperaturen angenehm sind. Die Meseta, welche sich über mehr als 100km hinzieht, zählt zu dem schwierigsten Teil des Weges, da es kaum Schatten gibt und die Temperaturen im Sommer weit über 40° ansteigen können. Aber ich bin sehr optimistisch das jetzt mitte/ende September mir diese extremen Temperaturen erspart bleiben. Hornillos del Camino, das in einer leichten Senke liegt, erreiche ich um halb elf. Dort mache ich meine erste größere Pause in einer Bar und drinke eine Café con letche. Meine Füße halten sich überraschend gut, trotzdem lasse ich sie an die Luft und "schmiere" etwas nach. Nach einer guten halben Stunde ziehe ich meine Schuhe wieder an und weiter geht's nach Hontanas, weitere 11km. Aus der Senke geht es zunächst wieder langsam hoch auf die Meseta. Es wird auch schon spürbar wärmer, aber dazu ist es sehr windig und deshalb
Hornillos del Camino
gut zu laufen. So ziehen sich die Kilometer wenig abwechslungsreich hin. Auf halber Strecke, etwas links ab vom Weg liegt die Herberge "San Bol", welche jedoch absolut nicht empfehlenswert sein soll, also lasse ich sie "links liegen". Warum auch, Beine und Füße machen noch prima mit und ich sehe noch keinen Grund mich um ein Quartier für die kommende Nacht zu kümmern. So laufe ich tapfer weiter und erreiche Hontanas um halb zwei, genau richtig um Mittag zu machen und was richtiges zu essen. Da der Ort etwas größer ist, lasse ich die erste Möglichkeit aus um mehr in der Ortsmitte zu schauen. Das ist irgendwie ein Prinzip von mir.. " nicht gleich das Erste nehmen". Kann natürlich auch nach hinten losgehen, aber heute nicht. An einer Herberge mit Restaurant esse ich Paella mit Meeresfrüchten. Was da so alles im Reis versteckt ist weiss ich nicht, aber schmeckt lecker.
Hontanas
Bin nun schon den 13. Tag hier unterwegs und das ist meine erste Paella, ist eigentlich eine Schande. Nach dem Essen schaue ich nach wie weit der nächste Ort mit Übernachtungsmöglichkeit entfernt ist und was meine Beine dazu meinen. Als nächstes kommt Castrojeriz in knapp 10km, aber irgendwie höre ich meine Beine deutlich "ja" sagen. Und los geht's auf die letzten Kilometer des Tages. Der Weg geht eben weiter, zunächst parallel zur Strasse und nach ungefähr zwei Kilometern auf der Strasse, welche aber kaum befahren ist. Auf halber Strecke liegt noch die Klosterruine San Anton, in der Mönche eine Herberge eingerichtet haben. Jedoch soll diese nicht besonders sein und Castrojeriz ist schon zu sehen. Ich laufe weiter und erreiche Castrojeriz um halb drei. Ungefähr 500m nach dem Ortseingang, gleich neben der Kirche sehe ich vor einem Restaurant ein Schild "..., HABITACIONES, ...", also schnell rein und nachgefragt. Es gibt noch einen freies Zimmer mit Frühstück für 30,-€, was ok ist, und so nehme ich für diese Nacht ein Zimmer für mich allein.
Castrojeriz
Nachdem ich meine Sachen nach oben gebracht habe, mich kurz ausgeruht habe und mich etwas frisch gemacht habe, setze ich mich in den Garten, hole mir frischgepressten O-Saft, ein Bier und fange an zu schreiben. Bin richtig froh das heute meine Beine und Füße so gut mitgemacht haben und jetzt nach über dreißig Kilometer nur wenig weh tun. Die seltsamen Gedanken von gestern Abend sind wie weggeblasen und ich bin beruhigt und schaue wieder optimistisch nach vorne. Einen Tag wie heute habe ich dringend gebraucht. Demnächst werde ich wieder hoch gehen, duschen und mich auf morgen vorbereiten.
"EIN GUTER TAG ZUM RICHTIGEN ZEITPUNKT IST OFT EINE RETTUNG"

1 Kommentar:

  1. Aufgeben..? Nicht DU..!
    Und natürlich war der 13. Tag ein guter Tag.. ist schließlich die Hälfte von 26..!
    Te amo

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