Dienstag, 24. Oktober 2017

Epilog

Das war's



Die erste Woche zu Hause ist vorbei, die Erinnerungen verblassen bereits etwas und so ist es Zeit diesen "Blog" abzuschließen. Die knapp fünf Wochen sind bereits erschreckend weit weg und ich bin froh regelmäßige "Post’s" geschrieben zu haben, um das Erlebte immer wieder nachzulesen. Für mich war es genau das Richtige diesen Weg zu gehen, meine Erwartungen wurden mehr als erfüllt. Auf der anderen Seite haben sich verschiedene Bedenken, die ich im Vorfeld hatte, als unnötig erwiesen. Die Bedenken waren überwiegend ob ich das körperlich und geistig schaffe und wie meine Füße und Beine diese Dauerbelastung verkraften. Rückblickend kann ich ganz klar sagen das ich die rund 900km nahezu problemlos gelaufen bin, Körper und Geist immer gut mitgemacht haben und ich nie ernsthaft über aufhören und abbrechen nachdenken musste. Einen oft erwähnten "absoluten Tiefpunkt" hatte ich nie und bin jeden Morgen, mit sehr wenigen Ausnahmen, zufrieden und mit großer innerlicher Dankbarkeit "losgepilgert". Das lag mit Sicherheit auch an dem absolut super Wetter welches mir über die komplette Zeit geschenkt wurde. Außer zwei oder drei etwas wechselhafte Tage mit wenigen Schauer hatte ich immer ideales "Wanderwetter", trocken, nicht zu heiß und meistens strahlend blauen Himmel. Abends in den Herbergen und sonstigen Unterkünften habe ich viele ganz unterschiedliche Menschen kennengelernt aus aller Welt, die hier wie selbstverständlich in Frieden "zusammengelebt" haben, immer mit dem Respekt vor jedem Einzelnen, seines Glaubens und seiner Kultur. Jede und Jeder mit seiner eigenen Geschichte und ganz individuellen Gründen für eine Pilgerreise. Für mich und mein Leben habe ich aus diesen Begegnungen viel mitgenommen, vor allem Zufriedenheit und die Erkenntnis das es mir sehr gut geht in meinem Leben. Mit jedem Tag wuchs meine innere Dankbarkeit und Zufriedenheit für diese Reise, aber auch für mein Leben. Dankbarkeit gegenüber der Macht die über uns steht, welche für jeden etwas anderes ist. Dieser Glauben gibt den Menschen überall auf der Welt Halt und Frieden wogegen Religionen für Hass und Krieg verantwortlich sind. Religionen wollen den Glauben und das Unterbewusstsein (das innere Ich) der Massen in ihrem Sinne beeinflussen und wenn dies nicht gelingt, war und ist jede Religion zur Gewalt bereit. Einige in der Vergangenheit, andere in der Gegenwart und weitere werden dies in Zukunft sein. Es gibt kein "Glaubenskrieg", es gibt ausschließlich "Religionskriege" ….
Schon früh während dieser Pilgerschaft wurde mir ganz bewusst das ich zu Hause bei Claudia und den Kindern, also bei meiner Familie, genau am richtigen Platz bin und ich vor mehr als 23 Jahren großes Glück hatte das genau diese Frau meinen Weg gekreuzt hat. Sicher herrscht auch bei uns nicht jeden Tag Sonnenschein und oft genug gibt es Sturm und Gewitter, doch bisher ohne große Schäden und wenn etwas kaputt ging konnten wir es schnell wieder in Ordnung bringen.
In einem vorherigen "Post" habe ich es schon erwähnt, dass ohne die Unterstützung und Motivation von Claudia "Der Weg In Mir" nicht hätte gelaufen werden können. Er wäre für immer "ungelaufen" in mir geblieben und mir hätte diese doch einschneidende Erfahrung in meinem Leben gefehlt. Dafür nochmals vielen, herzlichen Dank …. Mein Schatz !

"Der Weg In Mir" wird immer in mir bleiben, jetzt da ich ihn gelaufen bin noch viel intensiver. Egal wie weit meine Erinnerungen an einzelne Tage oder Strecken schwinden, die innere, große Dankbarkeit das ich diesen Weg gehen durfte und konnte wird bis an mein Ende in mir bleiben."

Sonntag, 15. Oktober 2017

Hendaya nach Gau Bickelheim

Heimreise Tag 3


(Mit etwas Verspätung schreibe ich diesen Post jetzt von zu Hause ...)

Nach einer kurzen Nacht in Hendaya, stehe ich um sechs auf und mache mich schnell fertig für die Weiterreise nach Hause. Wenn alles gut läuft sollte ich heute Abend gegen halb sechs in Gau Bickelheim sein.
TGV
Um viertel vor sieben bin ich am Bahnhof und steige in den TGV nach Paris, der dann auch pünktlich um 07:13 losfährt. Bis Bordeaux fährt der Zug zunächst entlang der Küste und hält noch in mehreren, kleineren Städte. Unter anderem auch im Bahnhof von "Bayonne", wo ich ganz am Anfang meiner Reise in den Zug nach "Saint-Jean-Pied-de-Port" (6.September) eingestiegen bin. Am Tag zuvor war ich über Madrid nach "Biarritz/Bayonne" geflogen. Hier schließt sich also meine Runde durch Nord-Spanien und in mir kommen dadurch wieder viele Erinnerungen und Emotionen hoch, als ich den Bahnsteig und die Bank wieder sehe auf der ich vor fünfeinhalb Wochen gesessen habe um auf den Zug nach "SJPdP" zu warten. Bis Bordeaux fährt der TGV dann schon etwas flotter, aber streckenbedingt noch nicht mit seiner Höchstgeschwindigkeit.
Gare de Bayonne
Ab Bordeaux zeigt er aber dann was er drauf hat und gibt vollgas Richtung Paris. Mein Platz ist oben am Fenster und es ist schon beeindruckend wie die Landschaft vorbeirauscht. Ungefähr eine Stunde vor Paris beginnt dann leider das Problem welches sich auf den Rest der Reise auswirkt. Der Zug wird langsamer und hält auf freier Strecke. Dann kommt eine Durchsage auf französisch, von der ich nichts verstehe. Mir gegenüber sitzt aber glücklicherweiße eine junge Französin die sehr gut englisch spricht. Im Zug ist ein medizinischer Notfall und der Zug muß von der Hochgeschwindigkeitsstrecke in den nächsten Bahnhof umgeleitet werden um den Fahrgast aus dem Zug zu holen. Dadurch werden wir in Paris mit ca. 40 min. Verspätung ankommen und da ich dort den Bahnhof wechseln muß werde ich meien ICE nach Kaiserslautern verpassen. Sicher ärgert mich das, aber da hier der Grund ein Menschenleben ist hält sich mein Ärger sehr in Grenzen. In Paris "Gare Montparnasse" beeile ich mich aber trotzdem schnellstmöglich mit der M4 (Metro) zum "Gare l'Est" zu kommen, damit ich mich dort im Reisezentrum um meine Weiterfahrt kümmern kann. 
Gare Montparnasse
Erst Mal stehe ich in einer langen Schlange, bevor ich auf einen TGV nach Karlsruhe umgebucht werde. Gut, erst nach Deutschland und dort dann schauen wie ich nach Gau Bickelheim komme, da kann ich das auf deutsch klären. Als ich um halb fünf in Karlsruhe ankomme gehe ich sofort ins DB Reisezentrum wo die Schlange nicht ganz so lang ist wie in Paris. Die nette Dame versucht dann erst meine Fahrkarte von Kaiserslautern nach Gau Bickelheim umzuändern auf Karlsruhe - Gau Bickelheim, was aber Ihr "System" nicht machen kann. Nach kurzer Rücksprache macht Sie mir einen handschriftlichen Vermerk und einen Stempel auf mein Ticket und sucht mir noch die nächste Verbindung heraus. Also fahre ich mit dem IC um kurz nach fünf nach Bensheim, dann nach Worms und weiter nach Hause. Passend zum heutigen Tag hat der IC in Bensheim bereits eine Verspätung von über zehn Minuten und der Anschluss nach Worms ist weg. Was solls, dann sitze ich halt hier noch eine Stunde rum bis ich nach Worms fahren kann. Dort erreiche ich dann kurz vor acht den letzten Zug nach Bingen welchen ich pünktlich um 20:36 in Gau Bickelheim verlasse. Endlich zu Hause ...  Trotz der über drei Stunden Verspätung und dem heutigen, stressigen Tag bin ich froh meine Heimreise mit der Bahn gemacht zu haben. Zwanzig vor neun bin ich in der Burggasse wo mich Claudia vor dem Tor erwartet... 976 Stunden nachdem Sie mich nach Armsheim zum Bahnhof gebracht hat. 

Samstag, 14. Oktober 2017

Santiago de Compostela nach Hendaya (Frankreich)

Heimreise Tag 2


Nachdem ich gut geschlafen habe wache ich früh auf. Es ist noch genügend Zeit, trotzdem mache ich mich gleich fertig für den zweiten Tag meiner Heimreise. 
Unterwegs
Kurz vor neun verlasse ich die Unterkunft um zum Bahnhof zu laufen, mein Zug fährt um 10:06. So bin ich gut eine halbe Stunde vor Abfahrt am Bahnhof, aber lieber etwas früher schließlich weiß ich nicht wie das hier abläuft. Es gibt noch ein Croissant als Frühstück und um viertel vor zehn gehe ich zum Bahnsteig. Zu meinem erstaunen kommt man ohne Ticket überhaupt nicht zum Bahnsteig und das komplette Gepäck wird durchleuchtet, so wie am Flughafen. Klar, etwas lästig aber ganz bestimmt der Sicherheit dienlich. Pünktlich fährt der Zug ein, ich steige in den ersten Wagen da mein Platz "Coche:1 Plaza 6A" ist. Da viele einsteigen wird es im ersten Moment etwas eng und als ich dann 6A finde ist der Platz auch noch besetzt. Ich zeige der Frau meine Fahrkarte, sie schmunzelt und sagt mir das ich in "Couche 2" bin und ein Wagon weiter muss.. also Couche 1 ist der zweite Wagon nach der Lok.. aja. Also kämpfe ich mich bei beachtlichem Gegenverkehr weiter zu meinem richtigen Platz.
Unterwegs
Pünktlich setzt sich der Zug zu seiner gut elf stündigen Fahrt in Bewegung. Er fährt Mal langsam, Mal schnell je nach Landschaft und Strecke. Ab "Ponferreda" bis "Burgos" folgt die Bahnstrecke nahe des "Caminos" in entgegengesetzter Richtung. Mal etwas mehr entfernt, aber oft auch ganz nah. Immerwieder erkenne ich Punkte und Abschnitte auf denen ich in den letzten Wochen zu Fuß unterwegs war. Ist wirklich schön und auch etwas ergreifend zu sehen und zu wissen das ich diese ganze Strecke und noch mehr auf meinen Beinen und Füßen zurück gelegt habe. Ab "Borgos" fährt der Zug dann nach Norden Richtung Atlantik, und somit weg vom "Camino". Auch hier ist die Landschaft sehr schön und es lohnt sich weiter aus dem Fenster zu schauen. Jetzt wird es aber langsam dunkel, deshalb entscheide ich mich zu schreiben. Bis zum Ziel "Hendaya" sind es noch zwei Stunden. Da es dort erst morgen Früh um viertel nach sieben mit dem TGV weiter nach Paris geht, habe ich mir ein Zimmer in Bahnhofsnähe gebucht. 
Leon Bahnhof
Um eine Nacht auf einer Bahnhofsbank zu verbringen bin ich inzwischen wohl doch zu alt. Wie schon erwähnt geht es morgen Früh mit dem TGV nach Paris, dann mit dem ICE bis Kaiserslautern und weiter über Bad Kreuznach und Gensingen nach Gau-Bickelheim. Das Umsteigen in Paris ist mit einem Bahnhofswechsel verbunden, deshalb hoffe ich ganz fest das es klappt. Wenn alles gut geht soll ich um 17:21 in Gau-Bickelheim sein .. bin ich ja gespannt. 

Freitag, 13. Oktober 2017

Fisterra nach Santiago de Compostela

Heimreise Tag 1


Um halb sieben weckt mich mein Handy, heute beginnt meine Heimreise. Schnell stehe ich auf und mach mich fertig. Um halb acht verlasse ich das Hotel und laufe zur Bushaltestelle in der Nähe vom Hafen.
Der Bus nach "Santiago de Compostela" fährt um 08:20, da ich ca. 20 min. laufe bin ich mehr als rechtzeitig an der Haltestelle. Dennoch warten schon viele Pilger auf den Bus, scheint wohl ziemlich voll zu werden, hoffentlich passen auch alle rein. Bis der Bus um viertel nach acht kommt füllt sich die Haltestelle immer weiter so das beim "Rucksackverladen" und Einsteigen großes Gedränge herrscht. Letztendlich passen alle rein und mit einiger Verspätung geht die Fahrt los. Es ist soweit, nach 36 Tagen und 19 Stunden bewege ich mich zum ersten Mal wieder fort, nicht laufend auf meinen Füßen und mit guten 11kg auf dem Rücken. Die Fahrt dauert etwas mehr als eineinhalb Stunden, leider ist es ziemlich nebelig und die Sicht eingeschränkt. Im Bus ist es sehr ruhig und ich betrachte die Landschaft soweit möglich. Das "Busterminal" in SdC ist etwas nördlich vom Zentrum, so das doch erst Mal wieder laufen angesagt ist. Von der Kathedrale laufe ich gleich noch weiter zum Bahnhof um mir mein Zugticket für morgen auszudrucken. Für die gesamte Strecke bis nach Gau-Bickelheim habe ich ein e-Ticket, bis eben auf das erste Stück. Mit einer RefNr kann das Ticket aber an einem Automat am Bahnhof ausgedruckt werden, was auch reibungslos funktioniert.
Zurück in SdC
Inzwischen ist der Nebel verschwunden und bei wolkenlosem Himmel scheint wieder die Sonne. Jetzt gibt es endlich Frühstück, das ich heute noch keines hatte. In einem Cafe gibts nochmal "Cafe con letche", Osaft und Croissant. Dann bummle ich noch durch die Stadt, durch Ecken welche ich letzte Woche nicht gesehen habe. Um zwei gehe ich dann zum einchecken in meine Unterkunft für die letzte Nacht in Spanien. Dort bringe ich meine Sachen in Ordnung bevor ich um halbfünf nochmals losgehe zu einem letzten Stadtbummel in "Santiago de Compostela". Heute gehe ich etwas aus dem Zentrum heraus und laufe eine Runde auf dem etwas mehr äußeren Teil um die Altstadt und die Kathedrale herum. Auch hier gibt es schöne Ecken, Bars und Restaurants in denen es viel ruhiger und gemütlicher zugeht. Lange bin ich unterwegs bevor ich mich hinsetze und ein Bier trinke. Für Abendessen ist es noch zu früh ....
SdC
Ich sitze eine Zeitlang bevor ich meine Runde fortsetze. Hier etwas außerhalb des Zentrums ist es viel schöner, da es auch hier viel zu sehen gibt aber der Trubel bei weitem nicht so groß ist wie um die Kathedrale. Um sieben gibt es dann in den meisten Bars und Restaurants etwas zum Abendessen. Also setze ich mich und esse noch was richtiges. Bevor ich zurück in meine Unterkunft gehe hole ich in einem Supermarkt Wasser und Proviant für morgen, wenn ich gute zehn Stunden im Zug sitze nach "Hendaya" in Frankreich kurz nach der Grenze am Atlantik. Für die Heimreise mit dem Zug habe ich mich ganz bewusst entschieden. Sicher hätte ich mit dem Flieger innerhalb von ein paar Stunden zu Hause sein können.. aber genau das wollte ich nicht. Langsam nochmals die Landschaft Nordspaniens an mir vorbeiziehen lassen, in Gedanken nochmals den Weg gehen und entspannt nach Hause fahren ist für mich ein weitaus besserer Abschluß. Am Sonntag geht es dann über Paris und Kaiserslautern zurück nach Gau-Bickelheim ...

Donnerstag, 12. Oktober 2017

Fisterra zum "Kap Finisterre"

Tag 36 (5km)


Heute ist es soweit, ich laufe zu meinem endgültigen Ziel und werde das Pilgern beenden. Um acht bin ich der Erste beim Frühstück. Der 12. Oktober ist spanischer Nationalfeiertag, was ich nicht gewusst habe und immer noch nicht wüsste wenn Claudia mich nicht darauf hingewiesen hätte. 
Morgens am Atlantik
Es ist also reiner Zufall das ich meine Pilgerschaft am heutigen, spanischen Nationalfeiertag zum Ende bringe. "Christoph Kolumbus erreichte Amerika zum ersten Mal am 12. Oktober 1492. Dieses historische Ereignis kennzeichnet eine bedeutende Wende im Verlauf der Geschichte der westlichen Welt. Der 12. Oktober ist gesetzlich als Nationalfeiertag vorgeschrieben Fiesta Nacional de España, auch wenn ihn viele Spanier noch als Día de la Hispanidad bezeichnen. So wurde dieser spanische Feiertag ursprünglich genannt. Das Gesetz erklärt diesen Tag zum Nationalfeiertag. Das Kolumbus' erste Reise über den Atlantik gefeiert wird ist nicht für jeden einen Grund zur Freude, und vielmehr erweckt es bei vielen kein Zusammengehörigkeitsgefühl. Immerhin ist dieses Ereignis auch der Beginn der europäischen Eroberung und Kolonisierung Amerikas." 
0,00 km
Weit nach neun laufe ich los, zuerst wieder durch Fisterra und dann noch knapp 3km weiter, der Straße entlang bis zum "Kap Finisterra". Um ziemlich genau 11:00 Uhr erreiche ich das endgültige Ziel meiner Pilgerreise ... geschafft, nach 36 Tagen und knapp 900km zu Fuß. Gefühlsmäßig herrscht in diesem Moment erst Mal eine innere Leere,.. Ich laufe ganz vor an die Klippen, setze mich auf einen Fels und schau hinaus aufs Meer, dort hinterm Horizont liegt Amerika ... Zwischendurch gehe ich Kaffeetrinken, setze mich an anderer Stelle wieder hin und lass den Gedanken freien Lauf. Hauptsächlich bin ich in Gedanken bei Claudia und den Kindern, denke aber auch viel über die vergangenen 5 Wochen nach. Es sind so viele Gedanken die durch meinen Kopf gehen. Leider wird es immer voller, da mehr und mehr Busse ankommen. Darum ziehe ich mich ein Stück zurück, etwas seitlich weg wo es ruhiger ist um für mich das Pilgern zu beenden.
Kap Finisterre
Ich "unterhalte" mich noch eine zeitlang mit Claudia, inzwischen ist es schon kurz vor zwei und ich beschließe jetzt das Pilgern abzuschließen. Ich nehme mein Rucksack, stelle mich hin mit Blick nach Westen, gehe noch Mal "in mich" um die unendliche Dankbarkeit für die letzten Wochen zu spüren, das ich dies Reise machen durfte und konnte ...Dann drehe ich mich um und laufe die ersten Schritte Richtung Osten, Richtung Heimat, jetzt nicht mehr als Pilger sondern als gewöhnlicher Wanderer. Dabei läuft mir die eine oder andere Träne in mein inzwischen etwas wildwüchsigen Bart. Ich bin glücklich und traurig zugleich, aber auch etwas stolz auf das Geschaffte. Zurück in "Fisterra" treffe ich dann doch tatsächlich nochmals das rumänisch/amerikanische Paar, was eine beiderseitige, große Freude ist. Wir unterhalten uns noch eine ganze Zeit über das Vergangene bevor wir uns endgültig verabschieden. Auf dem Weg zurück zum Hotel setze ich mich noch in eine Bar, trinke ein Bier und esse eine Kleinigkeit.
Mein Schuh will nicht mehr
Im Zimmer erledige ich dann zum letzten Mal das Übliche bevor ich mich aufs Bett lege und nichts mache. Um sechs fange ich an meinen Krempel für die Heimreise fertig zu machen und gehe noch unter die Dusche. Mein Bus nach Santiago de Compostela fährt morgen früh um 08:20, aber von hier bis zur Haltestelle muß ich noch gut zwanzig Minuten laufen, deshalb will ich hier spätestens um viertel vor acht weg. Hört sich jetzt nicht so früh an, aber hier in Spanien ist alles ca. eine Stunde später, hängt wohl mit dem späteren Sonnenaufgang zusammen. Da ich heute wieder Mal noch nichts richtiges gegessen habe gehe ich nach unten und hole das jetzt nach. Anschließend erledige ich gleich noch den checkout, weil morgens erst ab acht die Rezeption besetzt ist. So das war es jetzt endgültig hier.. ich gehe nach oben und schreibe ..
Bis Sonntag werde ich noch weiter Posts schreiben, von meiner Heimreise und dann mit Sicherheit nächste Woche noch einen ausführlichen Abschluß von diesem Blog machen.

"DER WEG IN MIR IST NUN GELAUFEN UND WIRD TROTZDEM IMMER IN MIR BLEIBEN"

Mittwoch, 11. Oktober 2017

Cée nach Fisterra

Tag 35 (10km)


Heute Nacht habe ich richtig gut und auch lange geschlafen. Erst um halb acht wache ich auf, stehe sehr gemütlich auf  und gehe um kurz nach acht zum Frühstück.
Guten Morgen "Cée"
Wie gestern schon erwähnt laufe ich heute in das "nur" 10km entfernte "Fisterra" und habe somit viel Zeit bevor ich losgehe. Es ist schon nach zehn als ich starte. Bevor ich auf  "Strecke" gehe laufe ich nochmals zum Strand und genieße die Morgensonne hier am Atlantik. Die etwas mehr als zwei Kilometer bis nach "Corcubion" folgt der Weg der Küste, die Sonne strahlt vom wolkenlosen Himmel und in mir kommen "Urlaubsgefühle" auf. Morgenspaziergang am Meer, meinen Rucksack nehme ich beim Laufen schon lange nicht mehr wahr, der ist hier sehr schnell ein Teil von mir geworden. Das geht soweit, das ich erst beim hinsetzen merke das er noch auf meinem Rücken ist. Am Dorfplatz von "Corcubion" verlässt der Weg dann die Küste und verläuft steil bergauf durch einen Hohlweg nach "Amarela" und dann wieder hinunter zur Küste. So wird die Halbinsel "Redonda" durchquert, was viele Kilometer spart im Vergleich zum Küstenweg.
Der Atlantik bei Cée 
Dabei folgt der Weg weitestgehend der Straße bis auf wenige Abschnitte die steil durch den Wald bergab führen. Bei "Estorde" erreiche ich dann wieder die Küste. Auch heute sind wieder wenig Pilger unterwegs, auf der Straße ist wenig Verkehr und somit ist es sehr schön zu laufen. Im Ort mache ich in einem Restaurant ein zweites Frühstück mit Blick aufs Meer von der sonnigen Terrasse. Hier ist es wirklich traumhaft schön und in dem Moment vermisse ich unendlich Claudia, meine Frau. Wir "unterhalten" uns zwar etwas über "WA", aber es wäre viel besser jetzt hier gemeinsam mit Ihr zu frühstücken ... So sitze ich über eine Stunde hier in der Sonne, genieße das Meer und die Ruhe. Bis "Fisterra" habe ich noch eine Stunde zu laufen, wobei der Weg nochmals von der Straße weggeht und ein Stück oberhalb der Küste durch den Wald führt.
Zweites Frühstück
Er ist sehr schön zu laufen, bis auf das letzte Stück hinunter zum Strand, da es wieder steil und steinig abwärts geht. Die letzten zwei Kilometer geht es dann am und über den Strand bis "Fisterra", wo ich um zwei ankomme. Genau die richtige Zeit um ins Hotel einzuchecken. Ja, richtig ..Hotel.. hier habe ich mir zum Abschluß für zwei Nächte ein Zimmer in einem Hotel gegönnt. Das Übliche wird schnell erledigt bevor ich mich etwas ausruhe, was heute aber eigentlich nicht nötig ist .. aber ich mache trotzdem Siesta. Pünktlich um fünf  mit Ende der Siesta mache ich mich auf den Weg in die Stadt. Also besonders schön ist die Stadt nicht, ich bin durch viele Ecken gelaufen, aber so richtig gefallen hat es mir nirgends. Geendet bin ich dann am Hafen der zusammen mit der Fischauktionshalle den Mittelpunkt der Stadt bildet. "Die Fischauktionshalle ist ein kleine, nicht zu verachtende Attraktion ..." naja ich weiss nicht unbedingt was da die Attraktion ist ..
Fischauktionshalle
Beim Hafen setze ich mich noch in eine Bar für ein Bier bevor ich mich wieder Richtung Hotel aufmache. Auf dem Rückweg schaue ich noch im Touristen-Büro bei der "Öffentlichen Herberge" nach den Abfahrtszeiten des Busses am Freitag nach Santiago de Compostela. Das Büro ist noch geöffnet und ich kaufe mir gleich noch ein Ticket für den Bus, so das ich mir da übermorgen keine Gedanken drum machen muß. Weiter geht es bis zum Supermarkt ein Stück weiter wo ich noch Wasser mitnehme. Um halb acht bin ich zurück, gerade richtig fürs Abendessen mit dem ich den Tag beschließe. Demnächst geht dann das Licht aus und ich werde hoffentlich genauso gut schlafen wie letzte Nacht.
"DER WEG IN MIR IST AUF DER ZIELGERADE"

Dienstag, 10. Oktober 2017

A Picota nach Cée

Tag 34 (25km)


Heute gehe ich erst um halb neun los, trotzdem ist es noch nicht richtig hell. Sonnenauf- und Sonnenuntergang sind hier ca. eine Stunde später als zu Hause. 
Morgenstimmung
Zunächst muss ich zurück auf den richtigen Weg, dazu laufe ich auf/neben einer stark befahrenen Straße. Nach einer halben Stunde bin ich zurück auf dem ausgewiesenen Weg. Bei leichtem Nebel, der langsam von der Sonne verdrängt wird, ist es schön zu laufen. Immerwieder ergibt die Mischung aus Nebel und Sonne stimmungsvolle Bilder. Heute geht's nach "Cée", der erste Ort am Atlantik den ich erreichen werde. Die ersten 6km bis nach "Logoso" gehen über einen sehr schönen Höhenweg, der durch eine Heidelandschaft entlang eines Tals führt. Die Sonne hat inzwischen den Nebel aufgelöst und es ist auch heute wieder strahlend blauer Himmel bei ganz angenehmen Temperaturen. In "Logoso" mache ich ""Frühstück" in einer kleinen Bar. Hier sind deutlich weniger Pilger unterwegs wie vor Santiago de Compostela und es gibt wieder lange, einsame Abschnitte, die gut tun.
Unterwegs
Ungefähr zwei Kilometer nach "Logoso" zweigt der Weg zum "Heiligtum von Muxa" rechts ab, während der Weg nach "Finisterre" links entlang der Straße weitergeht. Nicht weit nach diesem Abzweig verlässt auch der Weg nach Finisterre die Straße auf einem Schotterweg der in den Wald und auf einen weiteren Höhenweg führt. Inzwischen ist es wieder sehr warm geworden, aber der leichte Wind hier oben macht die lange, gerade Strecke angenehm zu laufen. Auch hier sind wenige andere Pilger unterwegs und der Weg zieht sich doch sehr in die Länge. Kurz vor zwei erreiche ich den Punkt an dem der bisher ebene Weg sehr steil zum Atlantik abfällt. Hier eröffnet sich ein toller Blick auf "Cée" und den Atlantik. Bei der tollen Sicht heute ist ach schon im Hintergrund das "Kap Finisterre" zu sehen. 
Cée (Kap Finisterre im Hindergr.)
Der Weg geht nun steinig und sehr steil für gute zwei Kilometer hinunter nach "Cée", was wieder unangenehm in Füße und Beine geht. Um halb drei erreiche ich meine Unterkunft in "Cée" und erledige das Übliche, bevor Siesta ist. Um fünf gehe ich dann noch etwas raus, zuerst Mal runter an den Atlantik. "Cée" liegt schön in einer Bucht, hat einen kleinen Strand mit etwas Park drumherum und auch ein kleines "Shopping-Center". Schnell ziehe ich meine Schuhe aus und laufe im Wasser den Strand entlang. Das kühle Salzwasser tut meinen müden Füßen richtig gut. Jetzt bin ich am Atlantik, zwar noch nicht ganz an meinem endgültigen Ziel dem "Kap Finisterre" aber kurz davor. Mit den Füßen im Wasser und dem wirklich super Wetter werde ich dann emotional und bekomme feuchte Augen. Hier mehr als vor drei Tagen in Santiago de Compostela.
Strand in Cée
Heute, besonders die letzten zwei Kilometer steil und steinig nach unten, habe ich zum ersten Mal so richtig gespürt wie "ausgelaugt" ich inzwischen bin, sowohl körperlich als auch geistig. Wahrscheinlich lässt mein Unterbewusstsein diese Gefühle jetzt zu da es weiß das heute mein letzter richtiger "Lauf-Tag" war. Morgen habe ich weniger als 10km bis "Fisterra" wo ich zwei Nächte bin so das ich den Donnerstag als meinen Abschlusstag am "Kap Finisterre" ausgiebig genießen kann. Morgen Früh werde ich auch zum ersten Mal seit ich unterwegs bin kein Wecker stellen, obwohl ich ein Zimmer für mich habe ... also einfach ausschlafen.. und wenn ich erst mittags loskomme ist das bei weniger als 10km auch ok.
"HEUTE HAT MEIN "ICH" ZUM ERSTEN MAL DAS GEFÜHL ZUGELASSEN SOWOHL KÖRPERLICH ALS AUCH GEISTIG "AUSGELAUGT" ZU SEIN"