Samstag, 30. September 2017

Cacabelos nach Trabadelo

Tag 24 (20km)


Diese Nacht war eine schlechte, gefühlt habe ich fast nicht geschlafen. Obwohl es ein dreier Zimmer ist, keiner geschnarcht hat und es im Zimmer ruhig war. In der gesamten Unterkunft und drumherum war eine generelle Unruhe bis weit nach Mitternacht.
Unterwegs
Ich mache mich fertig und gehe um sieben nach unten um zu frühstücken, es gibt Café con letche, O-Saft und Toast mit Butter und Marmelade. Bevor ich losgehe hole ich die Regenklamotten im Rucksack nach oben, da der Wetterbericht meint es könnte heute regnen. Halb acht, noch dunkel und los geht's zum inzwischen 24. Tag auf dem Jakobsweg. Für heute habe ich ein kurzes Stück geplant, über "Pieros", "Villafranca del Bierzo" und "Pereje" nach "Trabadelo". Noch in der Dunkelheit verlasse ich "Cacabelos", der Weg führt auf der Hauptstraße erst ein Kilometer bergauf, bevor er dann in die Weinberge abzweigt. Dort geht es für 7km weiter bis "Villafranca del Bierzo". Es ist ziemlich bewölkt und trüb heute morgen, aber es regnet nicht. Am Ortsende muss ich mich dann entscheiden ob ich entlang der gefürchteten Straße weiterlaufe oder über die Höhe gehe. Die Entscheidung fällt auf die Straße, weil ich gerne mit eigenen Augen sehen will wie schlimm das Ganze wirklich ist.
Unterwegs
 Zunächst führt der Weg auf einer Straße bis zur Einmündung in die Schnellstraße. Dort ist der Jakobsweg ein Asphaltstreifen, getrennt von der Strasse durch eine halbhohe Betonmauer. Hinzu kommt noch nebenan eine Autobahn .. aber das Ganze ist halb so schlimm wie beschrieben und ist ganz gut zu laufen. Wobei es jetzt Samstag Vormittag ist und der Verkehr sich auch deswegen vielleicht in Grenzen hält. Knapp drei Kilometer geht es auf diesem Seitenstreifen entlang bis der Weg nach rechts in eine kleine Seitenstraße abbiegt und nach weiteren 500 m den kleinen Ort Pereje erreicht. Mitten im Ort mache ich an einer Bar die erste Pause des Tages. Es ist zwar noch vor elf, aber da heute die geplante Strecke rund 10km kürzer ist als die Tage zuvor ist das genau die richtige Zeit. Von hier sind es nur noch 6km zum heutigen Ziel, also mache ich eine ganz ausgiebige Pause, bei Café con letche und Tortilla (Rührei und Kartoffeln).
Weg neben der Schnellstraße
Anschließend geht es noch ein kurzes Stück weiter neben der Schnellstraße bevor der Weg nach Trabadelo abzweigt. Dort komme ich um eins an. An einem kleinen Supermarkt hole ich erst Wasser und noch ein paar Kleinigkeiten welche zu Ende gehen wie Deo, Duschbad usw. Auf einer Bank vor dem Markt genieße ich noch lange Zeit die Sonne, die inzwischen scheint nachdem sich die Bewölkung aufgelöst hat. Hier im Ort habe ich mir für die Nacht ein Zimmer gebucht, nach den schlechten Erfahrungen mit Herbergen habe ich mich entschieden öfters ein Zimmer zu nehmen. Nach einer längeren Suche finde ich dann auch das Hostel, Google-Maps hat mich etwas im Stich gelassen bei der Suche. Nachdem ich mein Zimmer habe und die übliche Prozedur erledigt habe fange ich an zu schreiben. Gleich werde ich noch etwas rausgehen, die Beine vertreten .. also nicht wirklich, ich will nochmal zum Markt, Wasser und Proviant für morgen holen und dann muss ich mir konkrete Gedanken machen wie ich die verbleibende Strecke einteile. Ich habe mich entschlossen am Montag in einer Woche in Santiago de Compostela zu sein (ich will nicht Sonntags dort sein), also habe ich für die verbleibende Strecke (rund 180km) genügend Zeit. Die darauf folgende Woche noch nach Finisterre und am übernächsten Wochenende die Heimreise antreten.
"SO SCHNELL GEHTS, SCHON DENKE ICH ÜBER DAS ENDE NACH"

Freitag, 29. September 2017

Riego de Ambros nach Cacabelos

Tag 23 (29km)


Heute Nacht habe ich seit längerem Mal wieder richtig gut geschlafen, dementsprechend frisch und munter komme ich gegen halb acht los. Heute soll mich der Weg bis nach Cacabelos führen.
Runter nach Molinesca
Bis dorthin laufe ich durch Molinesca, Ponferrada, Columbrianos und Componaraya. Einen kleinen Dämpfer bekommt meine gute Laune heute morgen kurz nachdem ich "Riego de Ambros" verlassen habe. Der Weg nach Molinesca geht steil nach unten und ist ziemlich übel zu laufen. Das er hinunterführt ins "Nachtigallental" macht ihn nicht besser. Gut das es nur 3km sind und meine Füße das gut mitmachen, sind ja noch frisch. In Molinesca mache ich an einem kleinen Supermarkt kurz halt um meine Wasserflasche aufzufüllen. Die nächsten 7km nach Ponferrada verläuft der Weg erst parallel zur Hauptstraße bevor er auf eine kleine Nebenstraße abzweigt. 
Molinesca
Den Stadtrand erreiche ich gegen halb elf. "Ponferrada ist die Hauptstadt der Region Bierzo, einem fruchtbaren Gebiet, das zwischen Kastilien und Galicien liegt. Politisch gehört der Bierzo zur Provinz Leon und damit zu Kastilien, unterscheidet sich aber erheblich von diesem Gebiet, beispielsweise in der Landschaft und im Dialekt. Der Bierzo verfügt neben einer reichen Landwirtschaft über Kohle- und Eisenerzvorkommen, deren Zentrum Ponferrada ist." Das Stadtzentrum erreiche ich bei der Templerburg. "Der Templerorden, gegründet 1118 in Jerusalem von Kreuzrittern waren Ritter und Mönche zugleich. Sie machten sich den Schutz der heiligen Stätten und Pilgerwege zur Aufgabe...". Weiter gehe ich durch die Altstadt mit schöner Fußgängerzone umrahmt von alten Gebäuden. Verlassen wird die Stadt durch einen Park entlang des "Rio Sil". Nach einem kurzen Anstieg durchlaufe ich verschiedene Siedlungen und unter einer Schnellstraße hindurch, bevor ich Columbrianos erreiche.
Ponferrada 
Halb zwölf, gute Zeit meine erste richtige Pause für heute zu machen. Also kehre ich in einer Bar ein, esse, trinke und entspanne. Bis zu meinem heutigen Ziel sind es noch gut 11km, also kann ich mir für meinen "Brunch" genügend Zeit lassen. Der nächste Ort auf meinem Weg ist dann Componaraya, dort mach ich noch halt an einem Supermarkt, fülle wieder mein Wasservorrat auf und besorge noch ein paar Kleinigkeiten. Zum Glück finde ich hier auch noch einen ATM, in Ponferrada hatte ich ganz vergessen noch Bargeld zu holen. Von hier bis Santiago de Compostela soll es nur wenige geben, da ist es gut den Geldvorrat etwas aufzufüllen. Hier in Camponaraya überschreite ich auch die 600km Marke, also nur noch 200km bis Sandiago de Compostela, ich betrete das letzte Viertel. Die verbleibenden 6km bis Cacabelos sind sehr schön zu laufen und erinnern mich an zu Hause, eine Weingegend. Allerdings sehen die Weinberge hier etwas anders aus als bei uns. Nicht so "ordentlich", die Reben sind zwar in Reihen angeordnet, werden aber wohl im Frühjahr nicht geschnitten, wachsen also "wild".
Durch die Weinberge
Cacabelos erreiche ich um drei und gehe direkt zur Herberge. Heute Nacht bin ich in einem Dreibettzimmer zusammen mit einem rumänisch/amerikanischen Paar, das in Rumänien lebt. Nach der täglichen Prozedur, duschen..Krempel versorgen usw. gehe ich nach unten und fange an zu schreiben. Bis Santiago de Comp. sind es noch knapp 200km, dann noch weitere 90km bis nach Fisterra am Atlantik und bis dahin möchte ich laufen, wenn Körper und Geist das mitmachen. D.h. insgesamt keine zwei Wochen mehr und über was ich mir noch keine Gedanken gemacht habe ist.. wie komme ich anschließend wieder nach Hause. Auch wollte ich nicht unbedingt am Wochenende in Santiago de Compostela ankommen, aber so wie es im Moment aussieht wird es wohl das nächste Wochenende werden, aber egal.. es kommt wie es kommt.
Unterwegs
Das erste Mal in meinem Leben bin ich weggeflogen ohne eine geplante Rückreise, weg ohne zu wissen wann und wie ich wieder nach Hause komme. Das einzige was für mich sicher ist und war.. ich komme auf jeden Fall wieder nach Hause zu meiner Frau und Familie. Für morgen habe ich eine etwas kleiner Etappe geplant, da es wieder zwei Möglichkeiten gibt. Der reguläre Weg verläuft entlang einer Schnellstraße und wurde  schon von Hape Kerkeling ausdrücklich als nervig und gefährlich beschrieben.. die Nebenroute ist länger und auch mit einigen "Höhenmeter" verbunden. Also je nach dem wie ich mich morgen fühle werde ich mich entscheiden welche Variante ich nehme. Als nächstes werde ich jetzt noch etwas essen und mich dann  bald in meinen Schlafsack kuscheln. Schönes Wochenende ....
"DAS ERSTE MAL IM LEBEN BIN ICH VON ZU HAUSE WEG OHNE EINE GEBUCHTE HEIMREISE"  

Donnerstag, 28. September 2017

El Ganso nach Riego de Ambros

Tag 22 (27km)


Nach einer nicht besonders guten Nacht komme ich um halb acht los. Heute führt mich der Weg über "Rabanal del Camino", "Foncebadon" und "El Acebo" nach "Riego de Ambros".
Wasserstelle
Heute ist endlich, nach dem tagelangen "eben geradeaus gehen", ein richtiger "Bergwander-Tag". Das liegt mir wesentlich besser als stundenlang auf einem schnurgeraden Schotterweg durch eine eintönige Landschaft zu wandern. Wobei ich diese Erfahrung keineswegs missen will. Bis "Foncebadon", was ein richtiges Bergdorf (1400m) ist, steigt der Weg ständig an, erst gemächlich und gegen ende mehr und mehr steil. Das Dorf besteht aus einigen Herbergen und einer Alm, so richtig mit Kühen die Glocken um den Hals haben. Ich fühle mich um ein paar Wochen zurückversetzt, in den Urlaub in Südtirol. Etwa 2km weiter komme ich zum "Cruz de ferro", einer der symbolträchtigsten Punkte des Jakobswegs. Über einem gewaltigen Steinhaufen erhebt sich ein 5m hoher Eichenstamm, der an seiner Spitze das Eisenkreuz trägt.
Cruz de Ferro
Es ist kurz vor elf, also eine gute Zeit dort meine "Brunch" zu machen. Ich setze mich ein Stück neben dem Kreuz gemütlich auf eine Bank und esse, trinke und entspanne. Heute gibt's selbstgemachtes Salami-Baguette, habe ich mir gestern Abend noch besorgt. Eigentlich als Abendessen, doch hier bekommt man ja nur ein ganzes Baguette, also habe ich die Hälfte zu Abend gegessen und den Rest für heute in meine Tupperbox gepackt. Gegen zwölf geht es dann weiter, bis zu meinem heutigen Ziel sind es noch gut 12km. Es geht jetzt leicht bergauf, bergab auf der Höhe und die Aussicht ist sehr schön. Auch das Wetter ist wieder perfekt, strahlend blauer Himmel, trotzdem nicht zu warm da immer ein leichter Wind weht. Einige Kilometer vor "El Acebo" fängt dann der Abstieg an. Auf einem sehr steinigen Weg geht es steil nach unten, was schlimm in die Beine und Füße geht. Dabei habe ich einen tollen Blick auf  "Ponferrada", die nächste Stadt, welche ich morgen erreichen werde. Um zwei bin ich unten in El Acebo, von hier sind es nur noch 3km bis "Riego de Ambros". Trotzdem mache ich an einer Bar noch einen kurzen stopp um mein Wasservorrat aufzufüllen, und auch um meinen Füßen nochmals eine Pause, nach dem "Abstieg" zu gönnen.
Unterwegs
Die verbleibenden drei Kilometer sind schnell geschafft so dass ich kurz vor drei an meiner heutigen Unterkunft bin. Nachdem das nötigste erledigt ist und ich mich etwas ausgeruht habe gehe ich nochmals raus. Ich schau mich etwas im Ort um und lande dann in der einzigen Bar um etwas richtiges zu essen, da ich das heute noch nicht hatte. Für 11€ gibt's ein Pilgermenue das man sich aus verschiedenen Vor-, Haupt- und Nachspeisen zusammenstellen kann. Ich esse Salat, Schinken/Käse-Omlett und Käsekuchen. Das Ganze in einer deutsch/österreichischen "Pilgergruppe" die sich zufällig zusammengefunden hat. Jetzt bin ich zurück in der Unterkunft und schreibe zum Abschluss des Tages....
"LIEBER ZEHN KILOMETER BERGAUF, ALS EIN KILOMETER BERGAB" 

Mittwoch, 27. September 2017

Hospital de Orbigo nach El Ganso

Tag 21 (32km)


Heute komme ich richtig früh los, ist noch ziemlich dunkel aber die Wegmarkierungen sind gut zu erkennen. Meine heutige "Brunch-Pause" habe ich im 18km entfernten Astorga geplant.
Puente de Orbigo
Bis dorthin verläuft der Weg über "Villares de Orbigo" und "Santibanez de Valdeiglesias", und ist sehr gut zu laufen. Im Vergleich zu den vorherigen Tagen verändert sich die Landschaft nun deutlich. Es wird im Ganzen grüner und etwas hügelig, so das der Wege jetzt öfters bergauf und bergab geht, dann mal wieder durch Wald und freie Flächen. Dadurch verkürzt sich die "gefühlte" Strecke deutlich und das Laufen macht deutlich mehr Spaß als auf den endlosen, geraden Wege durch die Meseta. So erreiche ich Astorga um halb zwölf und mache in einer Bar meinen geplanten "Brunch". Heute gibt es mal wieder Café con letche und "Baguette de jamon", was ich jetzt schon seit Tagen nicht mehr hatte. Ich lasse mir genügend Zeit damit sich Beine und Füße schön erholen können. Über die größe von Astorga bin ich doch etwas überrascht, zu Astorga:
... der Sonnenaufgang
"Astorga war als Asturica Augusta schon zur Zeit der Römer sehr bedeutend, was man an zahlreichen baulichen Überbleibseln sehen kann. Im Mittelalter war die Stadt eine wichtige Station auf dem Jakobsweg. Hier trifft übrigens der von Sevilla kommende Jakobsweg "Via de la Plata" auf den "Camino Frances". Nachdem ich meinen Brunche beendet habe, ziehe ich meine Schuhe wieder an, nehme den Rucksack wieder auf und "bummele" noch etwas durch die schöne Stadt. In den vielen Bars und Cafés der Fußgängerzone sieht man jede Menge Pillger, aber auch gewöhnliche Touristen sitzen, die den sonnigen Tag genießen. Es ist viel Betrieb in der Stadt ... Nach einigen Schritten komme ich an der Kathedrale vorbei, die mächtig und groß den Mittelpunkt der Stadt bildet (Bauzeit Ende des 15. bis ins 18. Jh.).
Kathedrale
Nach der Kathedrale führt der Weg bald aus der Stadt heraus und ich laufe weiter Richtung "El Ganso". Auf den "Mittagskilometer (14km)" komme ich noch durch "Murias de Rechivaldo" und "Santa Catalina de Somoza", welche ich ohne groß anzuhalten durchlaufe. Die kleinen Orte am Jakobsweg gleichen sich alle irgendwie, selbst die Kirchen sehen alle sehr ähnlich aus. Oft sind sie, wie bereits vor einigen Tagen erwähnt, abgeschlossen und man kann leider nicht hinein. Der Weg bis "El Ganso" verläuft erst weit weg von der Straße, ist eben und gut zu laufen. Gegen Ende laufe ich dann auf einem separaten Weg neben der wenig befahrenen Hauptstraße. Inzwischen ist es wieder sehr warm und sonnig geworden und die letzten Kilometer "ziehen" sich, aber meine Füße machen heute gut mit und so erreiche ich mein heutiges Ziel gegen drei. Am Ortsanfang ist die Cowboy-Bar (alles auf Cowboy gemacht), an der ich mir mein heutiges "Feierabend-Bier" gönne. Anschließend gehe ich zu meiner heutigen Unterkunft.
... bei El Ganso
Dort, wie jeden Tag, kümmere ich mich um meinen Krempel und gehe erst mal ausgiebig unter die Dusche. Nachdem ich mich fein gemacht habe setze ich mich auf die schöne Terrasse und fange an zu schreiben ...
"WIRKLICH SCHÖN, WENN DIE BEINE UND FÜSSE GUT MITMACHEN"

Dienstag, 26. September 2017

La Virgen del Camino nach Hospital de Orbigo

Tag 20 (29km)


Es wird gerade hell als ich um halb acht losgehe, da sich der Weg kurz nach dem Ortsausgang teilt, in den normalen Weg und einen alternativ Weg brauche ich Tageslicht um die Pfeile zu sehen.
Blick zurück auf La Virgen
Der alternativ Weg, für den ich mich entschieden habe soll schöner zu laufen sein, weil er weit weg von der Autobahn verläuft, während der orginal Weg kilometerlang an der Autobahn entlang führt. Dank der Beschreibung aus meinem Buch und den gelben Pfeilen habe ich die Abzweigung zum alternativ Weg gut gefunden. Zunächst geht es über eine Autobahn, dann steil runter unter einer anderen Autobahn hindurch. Und dann hinaus auf's freie Land, wieder weg von der Großstadt. Der Weg ist breit und gut zu laufen, so das ich heute morgen "Kilometer machen" kann. Es geht durch "Fresno del Camino", "Oncina de la Valdoncina" und "Chozas de Abajo" zunächst bis "Villa de Mazarife". Die knapp 14km habe ich um viertel vor elf geschafft und mache ein Pause, esse und trinke von meinem gestern Abend noch besorgten Proviant. Dafür habe ich bei einem Spielplatz auf einer Bank ein nettes Plätzchen gefunden, nebenher noch etwas WA mit Claudia und entspannen in der Sonne. Ich bekomme noch Besuch von einem süßen kleinen Hund, der an meinen Füßen schnuppert und nicht ins Koma fällt, ein gutes Zeichen. Leider habe ich so gar nichts was einem Hund schmecken könnte, schade.
Besucher bei der Pause
Er legt sich eine zeitlang neben die Bank und geht dann aber bald weiter, nehme an er wollte halt wissen was in seinem Revier los ist. Ich tue Ihm gleich und folge weiter meinem Weg der nun für 15km weiter führt nach "Hospital de Orbigo". Leider jetzt auf einer Landstraße, zum Glück nicht viel befahren, aber schnurstracks geradeaus für nahezu 10km. Dazu wird es immer wärmer und die Sonne tut ihr weiteres dazu das dieser Abschnitt mehr und mehr an die Nerven geht. Ich lenke mich mit singen ab, obwohl ich nicht singen kann... aber ist Keiner da, dem ich damit Schmerzen zufüge. Irgendwann geht die Straße über in einen Schotterweg der bis kurz vor "Hospital de Orbigo" führt, wo mich eine Brücke über die Autobahn letztendlich in den Ort bringt. Es ist jetzt kurz vor zwei und ich entscheide mich, dass es für heute reicht. Ich mache mich auf die Suche nach einem Schlafplatz und werde schnell fündig in einem Hostel gleich nach der "Puente de Orbigo".
Puente de Orbigo
Heute stelle ich meinen Krempel erst mal nur ab und gehe gleich wieder nach unten etwas richtiges essen. Gestern hatte ich nichts warmes, heute morgen kein richtiges Frühstück und bei meiner Pause vorhin auch nur Kekse. Also bestelle ich mir Spaghetti und ein Bier (bin ja fertig für heute), Kohlenhydrate sollen ja gut sein wenn man sich viel bewegt und Bewegung habe ich hier echt genug. Nach dem Essen versorge ich meinen Krempel, wasche gleich noch meine Klamotten von heute aus und relaxe einwenig. Dann hole ich mir schnell noch Wasser und Proviant für morgen bevor ich mit dem heutigen "Post" anfange. Und morgen geht es dann in alter Frische weiter. Ach ja, kurz nach "Chozas de Abajo" habe ich heute die 500km überschritten ... "Santiago de Compostela" ich komme dir immer näher.
"WER NICHT SINGEN KANN, IST HIER RICHTIG"

Montag, 25. September 2017

Puente Villarente nach La Virgen del Camino

Tag 19 (21km)


Gestern Abend hatte ich in der Herberge noch ein gutes Abendessen in netter Gesellschaft. Ich saß an einem Tisch mit Engländer und Amerikaner, wir haben uns über alles mögliche unterhalten und das Essen und den Rotwein genossen. Die Nacht war ruhig und ich habe gut geschlafen.
Bei Leon
Heute steht die nächste Großstadt auf dem Plan, Leon mit ca. 130.000 Einwohner die größte Stadt der gleichnamigen Region. Bis zur Kathedrale sind es rund 12km und weiter 9km zu meinem heutigen Ziel, La Virgin del Camino. Also habe ich heute Morgen genügend Zeit um in der Herberge gemütlich zu Frühstücken und den Tag langsam anzufangen. Es ist schon fast halb neun als ich losgehe. Der Weg führt wieder entlang einer vielbefahrenen Schnellstraße welche nach 7km mit Hilfe einer Brücke überquert wird. Danach fängt auch schon die Stadt an. Die 4km bis zur Altstadt und der Kathedrale sind gut zu laufen da die Gehwege breit sind und der Weg gut markiert ist. Um elf bin ich dann in der Fußgängerzone und an der Kathedrale. "Die vielleicht schönste Kathedrale Spaniens und die einzige, die im 13./14. Jh. im Stil der französischen Gotik erbaut wurde."
Kathedrale
Die Stadt ist gut besucht, es sind viele Gruppen und wohl auch Schulklassen unterwegs die Stadtführungen machen. Busse machen Stadtrundfahrten, die Cafés und Restaurants sind voll und ich "schlendere" langsam mit meinem großen Rucksack mitten durch. Der Weg läuft in einem zickzack Kurs durch die Stadt, so das der Pilger an vielen Sehenswürdigkeiten vorbeipilgert. Bei der "Colegiata de San Isidoro" (Stiftskirche) verlasse ich die Altstadt Richtung Westen, der Weg führt weiter durch die Stadt bis zur "Puente de San Marcos". Kurz vor dieser Brücke ist ein Abzweig des Jakobsweg nach Oviedo, der einen zum Küstenweg bringt welcher nördlich am Atlantik verläuft. Ich gehe weiter gerade aus über den "Rio Bemasga" wo die Außenbezirke von Leon anfangen. In einem auf dem Weg liegenden Supermarkt hole ich mir Wasser, ein "Mehrkorn-Baguette" und Thunfischsalat für meine Mittagspause, die ich anschließend auf einer Bank in einer ruhigen Seitenstraße mache.
Puente de San Marcos
Es ist kurz vor eins als ich meine Mittagspause mache, dabei stelle ich fest, das es bis zu meinem Ziel nicht ein Mal mehr eine Stunde zu laufen ist. Also esse und trinke ich in aller Ruhe und lasse mir ausgiebig Zeit. Von hier aus verläuft der Weg bergauf und verlässt Leon schließlich durch ein Gewerbegebiet. Nur 2km weiter fängt dann schon "La Virgen del Camino" an. Bis zu meiner heutigen Unterkunft dem "Hostal San Froilan" sind es noch 2km und um drei habe ich mein Bett. Zuerst kümmere ich mich um meinen Krempel und meine Jacke muss dringend gewaschen werden. Anschließend wird relaxed, bis um fünf das Leben in Spanien weitergeht. Von zwei bis fünf ist Siesta, da haben alle Geschäfte und Supermärkte geschlossen und kaum jemand ist in den Straßen zu sehen. Kurz nach fünf gehe ich nochmals los und besorge mir Wasser und Proviant für morgen. Ein genaues Ziel für den morgigen Tag habe ich noch nicht festgelegt, einfach los und schauen wie weit ich komme ...
"GLAUBEN IST FRIEDEN, RELIGION IST KRIEG"     

Sonntag, 24. September 2017

Calzadilla de los Hermanillos nach Puente Villarente

Tag 18 (31km)


Zum Post von gestern, das der letzte Satz nicht falsch verstanden wird. Natürlich habe ich schon vor Wochen von der Briefwahl Gebrauch gemacht und meine "Kreuzchen" gemacht, wie es sich meiner Meinung nach gehört.
Sonnenaufgang
Die Nacht in der kleinen Herberge war nicht besonders gut, wenn viele Menschen in einem Raum schlafen ist einfach die ganze Nacht eine gewisse Unruhe. Was soll's, geschlafen habe ich nicht viel, trotzdem kann ich gut aufstehen und komme schon vor halb acht los. Es ist noch dunkel und ich habe Probleme die gelben Pfeile zu sehen. Der Weg führt aus dem Ort hinaus und verläuft zunächst für 4km auf der kaum befahrenen Landstraße. Der nächste Ort den es zu erreichen gilt ist Reliegos der in 18km Entfernung liegt. Also wieder gute drei bis vier Stunden bevor der nächste Ort kommt. Nach 4km verlässt der Weg die Straße und folgt der "Calzada Romana", der alten Römerstrasse. Damit wäre ich beim zweiten Teil vom gestrigen Abschlusssatz. Der Weg ist hier dermaßen schlecht, dass mein Vorankommen wirklich mehr stolpern als laufen ist.
Calzada Romana
Das Wetter ist wieder sehr schön und je höher die Sonne steigt desto wärme wird es. Bei einem kurzen stopp ziehe ich meine dünne Jacke aus und trinke einen kräftigen Schluck. Bis auf diesen kurzen halt laufe ich die 18km durch und erreiche Reliegos kurz nach elf. Klar das nach diesen strammen dreieinhalb Stunden eine länger Pause notwendig ist um etwas zu essen und vor allem um den Füßen etwas Erholung zu gönnen. Ich lande in der Bar "Elvis", die schon etwas "abgefahren" ist. Vor allem der Kerl hinter der Theke ist voll gut drauf und ziemlich abgedreht. Mir kommt der Gedanke, das wenn ich das Zeug, was der morgens nimmt auch hätte, ich bestimmt schon lange in Santiago de Compostela wäre. Es gibt mal wieder Café con letche und Baguette mit Queso (Käse). Ich lasse mir viel Zeit, kommuniziere nebenher noch mit Claudia und genieße den Sonntag. 
Elvis lebt...in Reliegos
Es ist schon weit nach zwölf als ich meine Wasserflasche auffülle und zum zweiten Teil des Tages aufbreche. Zu meinem heutigen Ziel, Puente Villarente habe ich noch rund 13km zu laufen. Der Weg folgt jetzt einer stark befahrenen Straße, zwar auf einem separaten Schotterweg nebenan, jedoch der Verkehr und der damit verbundene Lärm ist dem Laufen überhaupt nicht förderlich. Sowohl der schlechte Weg von heute Morgen wie auch dieser Weg jetzt veranlassen mich immer dazu schneller zu laufen um diese Situationen schnellstmöglich hinter mich zu bringen. Zum Glück machen auch heute meine Füße und Beine gut mit. Auf halber Strecke durchquere ich noch den Ort Mansilla de las Mulas, hier treffe ich überraschend die zwei "Strassburger" wieder, ich war der Meinung das diese schon viel weiter sind. Also, man trifft sich immer wieder.
Kirche inMansilla de las Mulas
Das heutige Ziel Puente Villarente erreiche ich um kurz vor drei. Untergebracht bin ich dort in der Herberge San Palayo, eine sehr schöne private Herberge. Dort gibt es auch Einzelzimmer und nach mehreren Nächten in verschiedenen Schlafsälen entscheide ich mich heute für ein Zimmer. Sicher ist es teurer, jedoch brauche ich dringend mal wieder eine Nacht in der ich richtig gut schlafe. Nachdem ich mein Zimmer habe, mache ich mich frisch, setze mich in den schönen Garten und schreibe. Nachher ab sieben gibt es hier Essen, da ich heute noch nichts richtiges hatte werde ich schauen ob es etwas gutes für mich gibt. Vom Essen bin ich doch etwas enttäuscht hier in Spanien, hauptsächlich bekommt man in den Restaurants gewöhnliche Sachen wie Burger, Pasta, Fleisch mit Pommes usw. also nicht typische spanische Sachen. Vielleicht werfe ich später noch eine Blick auf die eine oder andere Hochrechnung...oder auch nicht. Morgen geht's durch die nächste große Stadt, Leon. Um dort etwas mehr Zeit zu haben plane ich nur 20km für morgen...
"BAGUETTE, AUCH DAS KANN ICH LANGSAM NICHT MEHR SEHEN"

Samstag, 23. September 2017

Ledigos nach Calzadilla de los Hermanillos

Tag 17 (31km)


Die Nacht im Viererzimmer, welches nur mit Mike (schon wieder ein Mike) aus Schottland und mir belegt ist, war gut und ich konnte genügend schlafen. Mike ist Engländer, lebt aber schon lange in Schottland, mitten in den Highlands. Gestern Abend hatten wir uns noch länger über dies und das unterhalten.
Nahe Ledigos
Kurz vor Sonnenaufgang gehe ich um halb acht los, mein heutiges Ziel steht noch nicht fest, aber jetzt geht es erst nach Sahgun das von hier ca. 17km entfernt ist. Das Wetter ist noch etwas kühl aber der Morgen verspricht das es ein schöner Tag wird. Es ist sehr angenehm zu laufen, die Beine und Füße machen auch gut mit und deshalb "mache ich Kilometer". Bis Sahagun komme ich durch Terradillos, Moratinos und San Nicolas. Diese Orte gleichen sich mehr oder weniger, haben alle zwei, drei Herbergen und leben wohl hauptsächlich von diesem Weg. Kurz vor Sahagun mache ich eine erste kleine Pause an einer Pilgerkirche mit Rastplatz. Die Kirche ist leider verschlossen, immer öfter werden die Kirchen nicht mehr geöffnet da selbst hier nichts mehr sicher ist ... traurig aber wahr. Nach einem kurzen Schluck, ziehe ich noch meine Jacke aus, setze den Rucksack wieder auf  und gehe weiter. Bis Sahagun ist es nicht mehr weit und dort habe ich dann eine größere Pause geplant.
Kurz vor Sahagun
Sahagun erreiche ich gegen elf und finde nahe dem Zentrum ein nettes Café, wo ich mich draußen schön gemütlich hinsetze und eine ausgiebige Pause mache. Dabei schaue ich mir an wie es jetzt weiter geht, meine Beine und Füße fühlen sich noch gut an und so nehme ich mir als heutiges Ziel Calzadilla de los Hermanillos vor. Das heißt von hier gehe ich jetzt weiter (4.2km) bis Calzada del Coto, dort teilt sich der Weg in Variante A und B. Mein schon oft zitiertes Buch empfiehlt A, also nehme ich diese Empfehlung auch an. B ist zwar der orginal Weg, führt aber parallel zur Autobahn und soll nicht schön zu laufen sein. A hingegen geht von der Autobahn weg und folgt nach  Calzadilla de los Hermanillos der alten Römerstraße (calzada romana). 
Ziel erreicht
Ich laufe die die knapp 10km bis Calzadilla ohne Pause durch, die Temperatur ist inzwischen deutlich über 20° gestiegen und der Wind hat nahezu aufgehört. Es wird ziemlich warm unter meinem Hut, aber der Weg ist schön zu laufen und ich komme gut voran. Um drei erreiche ich mein Ziel und mache mich auf die Suche nach einem Bett für die Nacht. Fündig werde ich in der öffentlichen Herberge. "Einfache öffentliche Herberge in der alten Dorfschule, je 2 Stockbetten in 4 netten Kabinen". Als ich ankomme ist Niemand da, doch die anderen Pilger sagen mir .. einfach ein freies Bett belegen, für die Registrierung kommt dann irgendwann jemand vorbei. Also mache ich das so, gehe erst Mal unter die Dusche und versorge meine Sachen. Zwischendurch kommt dann tatsächlich Jemand, schreibt meine Daten auf und registriert mich. Kosten für die Übernachtung sind eine freiwillige Spende ... Ich setze mich in den Aufenthaltsraum und fange an zu schreiben. Irgendwie macht das "Bloggen" inzwischen richtig Spaß, und es hilft mir auch sehr mich selbst zu erinnern wann ich wo war. Bei diesem täglich, gleichen Abblauf ist das nämlich  gar nicht so einfach sich an die vergangenen Abschnitte zu erinnern. 
"MORGEN IST BUNDESTAGSWAHL UND ICH STOLPERE HIER IN SPANIEN RUM"
  

Freitag, 22. September 2017

Carrion de los Condes nach Ledigos

Tag 16 (25km)


Bevor es gleich los geht, muss ich erst meine Wäsche von gestern fertig machen. Gestern Abend war sie leider noch nicht trocken. Trotzdem komme ich vor halb acht los und es ist noch dunkel.
Carrion Ortsausgang
Der Weg ist gut ausgeschildert und die Ortsbeleuchtung ist ausreichend um gut auf den Weg zurück zu finden. Schnell ist der Ort durchlaufen, am Ende geht es über eine Brücke in Richtung Calzadilla de la Cueza auf die 18km durch die Meseta. Ich laufe erst mal drauf los, wird schon nicht so schlimm werden. Am Anfang ist die Strasse noch links und rechts bewaldet, je länger ich laufe desto freier wird die Fläche, aber die Sonne versteckt sich noch hinter einer leichten Bewölkung und die Temperatur ist angenehm. Hinzu kommt noch ein starker Wind der die gefühlte Temperatur nach unten drückt. Sieht so aus das ich großes Glück habe und zumindest das Wetter heute brav mitspielt. Meine Füße fühlen sich auch ganz ok an, die Verse schmerzt beim Laufen anfangs etwas und mein Zeh meldet sich ab und zu, aber mit der Zeit wird es gut. Ja, es ist ganz schön öde hier zu laufen, die Landschaft ändert sich kaum. Es sind eine ganze Menge Pilger unterwegs. Mit der Zeit verteilt es sich etwas, aber einsam ist es auf keinen Fall.
Meseta pur
Ich laufe bis halb elf stramm durch und mache dann an einem Rastplatz meine erste Pause, gut zwei drittel der 18km sind schon geschafft. Nun geht es noch ungefähr eine Stunde weiter bis ich um die Mittagszeit Calzadilla de la Cuez erreiche. So schlimm wie im Buch beschrieben waren diese 18km bei weitem nicht, aber ich muss zugeben, das ich mit dem Wetter und der Temperatur auch großes Glück hatte. Da meine Pause noch gar nicht so lange her war laufe ich durch Calzadilla durch und weiter zum nächsten Ort, Ledigos. Bis dahin sind es noch gute 6km und das soll für heute auch mein Endpunkt sein. Jetzt führt der Weg durch eine Senke und dann wieder über eine hochgelegenen Ebene. Dort ist der Wind so stark das ich beim Laufen aufpassen muss nicht vom Weg ab zukommen. Um halb zwei erreiche ich Ledigos, und gehe in der ersten Bar am Ort ausgiebig Mittag machen. Zu meiner heutigen Unterkunft sind es nur noch wenige Meter.
Ledigos
Ich bekomme ein Bett in einem Viererzimmer, hoffentlich ist es heute Nacht einigermaßen ruhig. Schnell erledige ich das nötigste, gehe unter die Dusche und ruhe mich kurz aus. Die Herberge hat einen schönen Garten mit Terrasse, da sitze ich jetzt, schreibe und kommuniziere mit zu Hause. Gegen ende meiner heutigen Etappe habe ich die Mitte zwischen Saint-Jean-Pied-de-Port und Santiago de Compostela überschritten, also Halbzeit auf dem Weg. Wie weit ich morgen laufe habe ich noch gar nicht geschaut, wahrscheinlich laufe ich morgen einfach solange ich Lust habe und such mir dann einen Platz zum Schlafen.
"HALBZEIT, DIE MITTE IST ÜBERSCHRITTEN"  

Donnerstag, 21. September 2017

Fromista nach Carrion de los Condes

Tag 15 (21km)


Wie gestern bereits angekündigt steht heute ein etwas kürzeres Stück auf  dem Plan. Der Weg führt mich heute durch Poblacion de Campos, Villovieco und Villalcazar de Sirga nach Carrion de los Condes. Ich gehe vor halb acht los und es ist noch nicht richtig hell.
Sonnenaufgang über Fromista
Der Weg führt zunächst am Ortsende über oder unter mehreren Schnellstraßen entlang bevor er parallel zu einer Kreisstraße eben nach Poblacacion de Campos weiter verläuft. Die gut 3km sind schnell geschafft. Hier teilt sich der Weg, der Ursprüngliche Jakobsweg führt weiter an der Straße entlang. Aber es gibt auch eine "Nebenstrecke", die zwar knapp ein Kilometer länger ist, dafür aber schöner zu laufen. Also bei über 800km kommt es auf den Einen jetzt auch nicht an, ich entscheide mich für die schönere Strecke. Erst geht es auf einem breiten Weg ungefähr 4km bis Villovieco, dort über eine Brücke und weiter entlang eines Baches. Nach der Brücke ist eine einfache Bar, und da ich heute in der Unterkunft kein Frühstück hatte, hole ich das hier mit Café con letche und "Baguette de jamon" (Schinken) ausgiebig nach. Die nächsten 8km nach Villalcazar de Sirga verlaufen entlang eins Baches (Rio Ucieza), schön im Schatten von Bäumen die entlang des Wegs wachsen. Allerdings ist der Bach überwiegend ausgetrocknet, dennoch habe ich mich für den 
Weg am Bach
richtigen Weg entschieden. Villalcazar de Sirga erreiche ich um elf, und mach nochmals eine Pause auf einer Bank am Ortseingang, bevor ich mich auf die letzen 6km des heutigen Tages begebe. Unterwegs fülle ich noch meine Wasserflasche auf, ist immer ein besseres Gefühl wenn die Flasche voll ist. Es geht entlang der Hauptstraße auf einem extra, vor Jahren angelegten Pilgerweg. Hier passierten in der Vergangenheit, als es diesen extra Weg noch nicht gab wohl mehrere Unfälle, deshalb wurde dieser Weg angelegt (sagt mein schlaues Buch). Carrion de los Condes erreiche ich gegen eins, also recht früh. Hier habe ich mir gestern noch eine Unterkunft gebucht im Hostal Santiago, da dies hier die letzte Unterkunftmöglichkeit für die nächsten 18km ist wollte ich einfach sicher sein hier ein Bett zu bekommen. Da ich heute so früh dran bin entschließe ich mich ausgiebig um meinen Rucksack und seinen Inhalt zu kümmern. Ich räume ihn komplett aus,  wasche etwas Wäsche und hänge alles auf, auch die noch sauberen Klamotten. Durch das tagelange herumtragen im Rucksack müssen auch noch frische Sachen ab und zu an die Luft.
Pilger in Carrion de los Condes
Diese Aktion braucht Zeit, danach noch duschen und etwas ausruhen. Anschließend mach ich es mir auf meinem Bett bequem und fange an zu schreiben. Jetzt ist es halb fünf, nachher gehe ich nochmal in den Ort, etwas essen und vorallem Wasser und Proviant für morgen besorgen. Morgen Früh liegen erst mal 18km durch das "Nichts" vor mir, die in meinem schlauen Buch als "Meseta pur" beschrieben sind. Aber der Wetterbericht für morgen meldet so um die 20° was zumindest das geschilderte Problem mit wenig Schatten und großer Hitze ausschließen sollte. Mal sehen wie es mir morgen Abend geht und wo ich letztendlich lande. Das hier schon mehrmals erwähnte Buch ist aus der "OUTDOOR" - Reihe und heisst "Spanien: Jakobsweg Camino Frances". Es beschreibt sehr schön die einzelnen Abschnitte des kompletten Wegs. 
Meseta Pur
Ich habe das Buch von Claudia geschenkt bekommen, möchte hier erwähnen das ich ohne Sie jetzt, sehr wahrscheinlich, gar nicht hier auf diesem Weg wäre. Sie hat mich von Anfang an unterstützt und immer wieder ermutigt nicht aufzuhören diesen Wunsch durchzuziehen. Dafür VIELEN DANK mein Schatz. Auch als es mit dem "drei Monate frei machen"  etwas hin und her ging, ich deswegen alles abblasen wollte, war Sie es die mich weiter ermutigt hat diesen Weg zu gehen.
"OHNE CLAUDIA WÄRE ICH NICHT HIER, DANKE ! "

Mittwoch, 20. September 2017

Castrojeriz nach Fromista

Tag 14 (26km)


Um halb acht gehe ich runter zum Frühstück, es gibt Café con letche, Baguette mit Butter und Marmelade, dazu noch Osaft. Nicht bewegend, aber völlig ausreichend. Ich unterhalte mich mit Mike, aus Kanada (Calgary) der mit dem Fahrad unterwegs ist. Dabei erfahre ich, das er ursprünglich auch zu Fuß in SJPdP angefangen hat. Doch bald bekam er Probleme mit seinem Knöchel.
Sonnenaufgang in Castrjeriz
Trotzdem ging er weiter, doch ein Stück vor Burgos war es dann vorbei, er ging zum Physio, lies sich behandeln konnte aber nicht weiterlaufen. Aufgeben wollte er nicht und da Radfahren noch ging hat er sich in Burgos kurzentschlossen ein Fahrrad komplett mit Zubehör (Helm, Satteltaschen, Klamotten usw.) gekauft. Jetzt radelt er halt den Weg anstatt zu laufen. Er meint dann noch das er schon merkt wie es langsam besser wird, und wenn alles wieder so ist das er laufen kann... lässt er das Fahrrad stehen und läuft wieder. Wir "verquatschen" uns noch etwas, deshalb ist es nach acht als ich loslaufe. Heute geht es erst Mal nach San Nicolas (9.5km) und nach Itero de la Vega noch 2km weiter. Das Wetter ist wieder sehr schön, und die morgendliche Frische ist bereits kurz nach Sonnenaufgang verschwunden. Die Meseta wärmt sich schnell auf, heute ging die Temperatur schon hoch bis weit über 20°. Kurz nach Castrojeriz geht es über den Alto de Mostelares einen weithin sichtbaren Tafelberg. 1,2km steil hoch, 600m eben weiter und dann wieder runter.
Blick vom Alto de Mostelares
Bevor es wieder nach unten geht, hat man einen schönen Blick auf den weiteren Verlauf des Weges. Es ist noch relativ früh als ich Itero de la Vega erreiche so das ich ohne grosse Pause die 8km zum nächsten Ort, Boadilla de Camino weiterlaufe. Auch hier wieder wenig Abwechslung auf dem Weg. In diesem Teil der Meseta wird viel Landwirtschaft betrieben, allerdings mit einem grossen Aufwand was die Bewässerung der Felder betrifft. Wasser wird über Kanäle von weither umgeleitet und hier über weiter, kleine Kanäle verteilt. Boadilla de Camino erreiche ich Pünktlich zur Mittagspause um eins. In der Ortsmitte gleich neben der Kirche kehre ich ein in eine Auberge mit Restaurant. Es gibt Schinken-Käse Omlet mit Salat für mich. Ich gönne mir und vorallem meinen Füßen eine ausgiebige Pause, zu meinem heutigen Ziel sind es auch nur noch knapp 7km.
Kanal von Kastilien
Von hier führt der Weg entlang des Kanal von Kastilien, was eine willkommene Abwechslung ist, zur doch öden restlichen Landschaft der Meseta. Kurz vor Fromista wird der Kanal an einem Stauwerk überquert. Danach bin ich auch schon in Fromista, mit rund 1000 Einwohnern einer der grösseren Orte hier. Am Ortsanfang "höre" ich kurz nach unten zu meinen Beinen, da der nächste Ort nur 3,5km weiter ist .. aber heute ist die Antwort eindeutig "nein". Hier treffe ich auch wieder die zwei deutschsprechenden Strassburger mit denen ich mich vor Tagen in einer Herberge nett unterhalten habe. Gegen ende des Ortes finde ich Unterkunft in einem Hostel. Bis ich mein Bett habe und die Erstversorgung meines Krempels erledigt ist, ist es schon nach vier. Also setze ich mich gemütlich aufs Bett.. Beine hoch, Musik auf die Ohren und fange an zu schreiben. Die Sache mit einem "Blog" vom Jakobsweg habe ich mir wirklich lange überlegt. Lenkt das nicht zu sehr ab ? Ist das nicht zu aufwendig, oder hab ich überhaupt Zeit ? Klar ist, ich hätte auf jeden Fall ein "Tagebuch" geschrieben und ob ich das auf einen Block oder in eine Blog schreibe macht nicht so den Unterschied. Jetzt nach zwei Wochen denke ich, es war die richtige Entscheidung diesen Blog zu machen ... Ich werde gleich noch kurz in die "Stadt" gehen, mich etwas umschauen. Morgen steht eine "nur" 20km Strecke auf dem Plan weil zwischen Carrion de los Condes (20km von hier) und Calzadilla de la Cuez ein 18km Wegstück durch die Meseta bevorsteht auf der es keinen Ort gibt...
"EINSAMKEIT IST NICHT IMMER ETWAS SCHLECHTES"

Dienstag, 19. September 2017

Tardajos nach Castrojeriz

Tag 13 (31km)


Gestern war überhaupt kein guter Tag und gestern Abend haben mir beide Füße sehr weh getan, außerdem hat sich mein schlimmer Zeh gestern weiter verschlechtert, da er wohl nicht richtig abgeklebt war. Wie bereits erwähnt hatte ich die Nacht zuvor kaum geschlafen und der Weg gestern durch die Stadt war ausschließlich Asphalt, Pflastersteine und harter Untergrund.
La Fabrica
Mir kamen zum ersten Mal Gedanken in den Kopf in Richtung aufhören, abbrechen und nicht weiterlaufen. Aber heute Nacht habe ich gut geschlafen und beim Aufwachen fühlen sich die Füße und Beine wieder ganz gut an. Also Kopf hoch und weiter. Ich achte extra gut auf das Versorgen meiner Füße und das Abkleben und ziehe den morgendlichen Prozess durch. Auch hier ein "Self-Service" Frühstück, aber mit funktionierender Kaffeemaschine und reichhaltigem Angebot, heute fängt viel besser an ... Die Sonne geht gerade auf als ich langsam losgehe und die ersten Kilometer genau auf meine Füße "höre". Die nächsten Orte auf dem Weg sind Rabe de las Calzadas (2,4km) und Hormillos del Camino (7,9km), die insgesamt 10,3km laufe ich, nicht all zu schnell, ohne größere Pause durch. Hier beginnt die Meseta, eine Hochebene, die kaum von Bäumen bewachsen ist. Meseta geht dabei auf das spanische Wort mesa zurück, was soviel heisst wie Tisch, Platte oder Ebene.
Mesata (blick zurück)
Der Weg ist zunächst einige Kilometer langsam ansteigend und bequem zu laufen. Oben angekommen geht es vorbei an einem Brunnen eben weiter, schön zu laufen da das Wetter und vorallem die Temperaturen angenehm sind. Die Meseta, welche sich über mehr als 100km hinzieht, zählt zu dem schwierigsten Teil des Weges, da es kaum Schatten gibt und die Temperaturen im Sommer weit über 40° ansteigen können. Aber ich bin sehr optimistisch das jetzt mitte/ende September mir diese extremen Temperaturen erspart bleiben. Hornillos del Camino, das in einer leichten Senke liegt, erreiche ich um halb elf. Dort mache ich meine erste größere Pause in einer Bar und drinke eine Café con letche. Meine Füße halten sich überraschend gut, trotzdem lasse ich sie an die Luft und "schmiere" etwas nach. Nach einer guten halben Stunde ziehe ich meine Schuhe wieder an und weiter geht's nach Hontanas, weitere 11km. Aus der Senke geht es zunächst wieder langsam hoch auf die Meseta. Es wird auch schon spürbar wärmer, aber dazu ist es sehr windig und deshalb
Hornillos del Camino
gut zu laufen. So ziehen sich die Kilometer wenig abwechslungsreich hin. Auf halber Strecke, etwas links ab vom Weg liegt die Herberge "San Bol", welche jedoch absolut nicht empfehlenswert sein soll, also lasse ich sie "links liegen". Warum auch, Beine und Füße machen noch prima mit und ich sehe noch keinen Grund mich um ein Quartier für die kommende Nacht zu kümmern. So laufe ich tapfer weiter und erreiche Hontanas um halb zwei, genau richtig um Mittag zu machen und was richtiges zu essen. Da der Ort etwas größer ist, lasse ich die erste Möglichkeit aus um mehr in der Ortsmitte zu schauen. Das ist irgendwie ein Prinzip von mir.. " nicht gleich das Erste nehmen". Kann natürlich auch nach hinten losgehen, aber heute nicht. An einer Herberge mit Restaurant esse ich Paella mit Meeresfrüchten. Was da so alles im Reis versteckt ist weiss ich nicht, aber schmeckt lecker.
Hontanas
Bin nun schon den 13. Tag hier unterwegs und das ist meine erste Paella, ist eigentlich eine Schande. Nach dem Essen schaue ich nach wie weit der nächste Ort mit Übernachtungsmöglichkeit entfernt ist und was meine Beine dazu meinen. Als nächstes kommt Castrojeriz in knapp 10km, aber irgendwie höre ich meine Beine deutlich "ja" sagen. Und los geht's auf die letzten Kilometer des Tages. Der Weg geht eben weiter, zunächst parallel zur Strasse und nach ungefähr zwei Kilometern auf der Strasse, welche aber kaum befahren ist. Auf halber Strecke liegt noch die Klosterruine San Anton, in der Mönche eine Herberge eingerichtet haben. Jedoch soll diese nicht besonders sein und Castrojeriz ist schon zu sehen. Ich laufe weiter und erreiche Castrojeriz um halb drei. Ungefähr 500m nach dem Ortseingang, gleich neben der Kirche sehe ich vor einem Restaurant ein Schild "..., HABITACIONES, ...", also schnell rein und nachgefragt. Es gibt noch einen freies Zimmer mit Frühstück für 30,-€, was ok ist, und so nehme ich für diese Nacht ein Zimmer für mich allein.
Castrojeriz
Nachdem ich meine Sachen nach oben gebracht habe, mich kurz ausgeruht habe und mich etwas frisch gemacht habe, setze ich mich in den Garten, hole mir frischgepressten O-Saft, ein Bier und fange an zu schreiben. Bin richtig froh das heute meine Beine und Füße so gut mitgemacht haben und jetzt nach über dreißig Kilometer nur wenig weh tun. Die seltsamen Gedanken von gestern Abend sind wie weggeblasen und ich bin beruhigt und schaue wieder optimistisch nach vorne. Einen Tag wie heute habe ich dringend gebraucht. Demnächst werde ich wieder hoch gehen, duschen und mich auf morgen vorbereiten.
"EIN GUTER TAG ZUM RICHTIGEN ZEITPUNKT IST OFT EINE RETTUNG"

Montag, 18. September 2017

Cardenuela Riopico nach Tardajos

Tag 12 (26km)


Heute Morgen bin ich fix und fertig, gefühlt habe ich überhaupt nicht geschlafen. Obwohl das Viererzimmer nur mit drei Mann belegt ist, war leider einer dabei der die ganze Nacht furchtbar geschnarcht hat. Eduardo, ein Spanier aus Barcelona den ich schon vor Tagen kennengelernt habe war der zweite Geschädigte dieser Nacht. Aber lässt sich nicht ändern, wir machen uns fertig und gehen noch schnell runter in den Gemeinschaftsraum um zu Frühstücken, was hier im "Selfservice" organisiert ist. Es gibt ein Kaffeeautomat und einen gefüllten Kühlschrank, so kann sich jeder sein Frühstück selbst machen. Ist auch kein Problem, wenn uns nicht die zweite Katastrophe dieses noch jungen Tages treffen würde ... der Kaffeeautomat ist kaputt, also kaum geschlafen und kein Kaffee.
Burgos
Trotz dieses misslungenen Start in den Tag laufe ich um halb acht los. Heute geht es durch Burgos und dann so weit wie ich Lust habe bzw. es die Füße erlauben. Von hier bis ins Zentrum sind es 12km, ausschließlich entlang der Strasse. Nach ca. 3km erreiche ich schon den Flughafen, überquere eine Brücke und erreiche das Industriegebiet von Burgos. Hier geht es dann für gute 8km, entlang an einer vierspurigen Strasse durch Fabriken, Firmen und anderen Gewerbebetrieben. Überhaupt nicht schön zu laufen und ich bin froh das es noch so früh ist, die "Rush-Hour" hält sich noch in Grenzen. Um halb zehn habe ich dieses riesige Industriegebiet hinter mir und erreiche Burgos selbst. An einem ATM hole ich noch schnell Bargeld und mach weiter mit der "Schnitzeljagt" auf die gelben Pfeile und Muschelzeichen, hier oft schwer zu finden. So groß hatte ich mir Burgos nicht vorgestellt, denn es zieht sich lange hin bis ich an der Kathedrale bin. 
Kathedrale von Burgos
Dort mache ich nur kurz halt, denn ich fühle mich überhaupt nicht wohl in der städtischen Hektik und will schnell wieder raus. Weiter geht's durch eine grossen Park zum ebenfalls riesigen Universitätsgelände durch welches ich auch noch durch muss. Jetzt kommt noch ein Sportgelände und dann habe ich es auch schon geschafft, inzwischen ist es kurz nach zwölf, also über vier Stunden durch Industriegebiet und Stadt. Als nächstes muss ich jetzt noch Eisenbahn, Schnellstraßen und Autobahnen hinter mich bringen, welche um Burgos herumführen. Hier ist der Weg aber sehr schön gelegt, mit vielen Brücken und Unterführungen und auch viel grün so das man die ganzen Straßen zwar hört, aber kaum sieht. Der nächste Ort welcher jetzt vor mir liegt ist Tardajos in etwa 3km. Da meine Beine, Füße und weitere Probleme sich schon wieder deutlich bemerkbar machen entschließe ich das dies auch mein Endpunkt für heute sein soll. Am Ortseingang folge ich dem Hinweisschild zur privaten Herberge "La Fabrica", welche etwas außerhalb liegt. Dort bekomme ich einen Platz für die kommende Nacht. Nachdem ich mich etwas frisch gemacht habe laufe ich nochmal in den Ort, etwas essen und mich auch etwas umschauen. Besonders schön ist der Ort nicht und hätte ich nicht hier heute die Unterkunft... wäre es einer von vielen am Jakobsweg.
Das Wetter heute, welches ich ganz vergessen habe zu erwähnen war anfangs sehr bewölkt, aber nicht mehr ganz so kalt wie an den Tagen zuvor. Ab Mittag kam dann die Sonne zum Vorschein und es wurde angenehm warm. Weiteres kleines "Highlight" des Tages war das Überschreiten der 300km ein Stück nach Burgos.
"SCHLAFLOS UND KEIN KAFFEE,  DENNOCH KEIN SINNLOSER TAG"

Sonntag, 17. September 2017

Villafranca Montes de Oca nach Cardenuela Riopico

Tag 11 (25km)


Ich wache auf nach einer Nacht in der ich richtig gut geschlafen habe. Ob das am Einzelzimmer oder an den zwei Bier von gestern Abend liegt ist mir egal. Den morgendlichen Ablauf erspare ich mir hier in Zukunft, da er sich kaum zum Vortag unterscheidet.
Morgens in Kastilien
Ich gehe um halb acht los und es ist wieder ein sehr kalter Morgen. Deshalb habe ich heute zwischen Jacke und T-Shirt noch einen leichten Pullover angezogen, was sich als die richtige Entscheidung erweist. Da ich grundsätzlich mit Stöcken unterwegs bin fällt mir nach einiger Zeit ein was ich absolut vergessen habe ... "Handschuhe", meine Finger/Hände sind eiskalt. Die ersten zwei bis drei Kilometer nach dem Ort steigt der Weg erst Mal kräftig und steil an und ist steinig und schlecht. Das hat den Vorteil das mir gleich richtig warm wird an diesem kalten Morgen. Oben angekommen geht es vorbei an einer Informationstafel mit Rastplatz weiter Richtung San Juan de Ortega. Die Gegend hier heisst Montes de Oca (Gänseberge). Der weitere Weg führt vorbei an einem Denkmal für die im Bürgerkrieg gefallenen Republikaner und folgt dann einige Kilometer einer Brandschutzschneise. Nach verlassen der Brandschutzschneise und weiteren 2km erreiche ich San Juan de Orga, mit seiner sehenswerten Kirche.
San Juan de Ortega
Dort mache ich meine erste kleine Pause und sehe eine Gruppe Reiter den Jakobsweg entlang kommen. Ob diese Truppe nur zufällig auf dem Weg unterwegs ist, oder ob sie den Jakobsweg zu Pferd machen weiss ich allerdings nicht. Offiziell gibt es drei Arten den Jakobsweg zu bewältigen. Zu Fuß, mit dem Fahrrad oder auch zu Pferd. Mit dem Pferd stelle ich mir allerdings etwas schwierig vor, da ein Pferd auch ordentlich versorgt werden muss. Von hier aus gehe ich zunächst einige Kilometer durch den Wald und dann über einige Kuhweiden, mitten durch die Kuhherden. Ich schau ziemlich genau, aber es sind wohl keine Stiere mit auf der Weide und ich kann mein rotes Tuch im Rucksack lassen. Weiter geht es langsam Berg ab bis nach Ages. Von hier folgt der Weg der Strasse, welche aber sehr wenig befahren ist. So laufe ich Schritt für Schritt weiter bis nach Atapuerca, wo ich ziemlich genau um zwölf ankomme. Hier mache ich meine Mittagspause und esse einen grossen Salat, drink noch einen Café con letche und kümmere mich um Beine und Füße.
Holzkreuz
Dann verlässt der Weg die Hauptstraße und führt nach oben zu einem grossen Holzkreuz. Es geht sehr steil nach oben und der Weg ist sehr schlecht und steinig. Hier ist es ganz schlecht die Gedanken abschweifen zu lassen, da der Weg die ganze Konzentration braucht. Nach dem Holzkreuz geht es weiter, jetzt abwärts nach Villalval. Von hier laufe ich noch drei Kilometer weiter bis ich am Ortsanfang von Cardenuela Riopico ein Hinweisschild auf eine Herberge sehe. Da ich für heute genug habe folge ich den Hinweisen zur Herberge, in der glücklicherweise noch ein Bett für mich frei ist. Viererzimmer (zwei Stockbetten) mit eigenem Bad und ein schöner Garten.. was braucht der Pilger mehr. Ich dusche schnell, versorge meine Klamotten und setze mich dann in den Garten um zu schreiben. Die Temperatur ist inzwischen ganz angenehm um draußen zu sitzen. Allmählich kommen immer mehr, darunter auch "alte Bekannte". Heute wird sicher nicht mehr viel passieren und ich freue mich schon auf mein Bett. Meine Stimmung ist immer noch nicht richtig gut, da meine Füße und der Schnupfen mir noch erhebliche Probleme bereiten, aber so ganz langsam scheint es besser zu werden. 
"MÜSLIRIEGEL, ICH KANN KEINE MÜSLIRIEGEL MEHR SEHEN"